Antrag zur Umgestaltung des Gedenkstein Nickern im Ortsbeirat Prohlis diskutiert
[Gastbeitrag von Dorothée Marth in der SüdPost N° 7]
In der Sitzung des Prohliser Ortsbeirates am 22. August wurde heftig über den Antrag der Stadtratskooperation zum Gedenkstein in Nickern beraten. Der Antrag sieht vor, den Gedenkstein umzugestalten. In der Kritik steht besonders der Schriftzug „Gedenken an die Opfer des angloamerikanischen Bombenterrors“, der gegenwärtig unkommentiert und ohne historische Einordnung auf dem Gedenkstein zu lesen ist.
Der Gedenkstein ist seit mehreren Jahren auch Anlaufpunkt von Naziaufmärschen im Kontext des 13. Februars; in diesem Jahr angemeldet von der NPD. In der Ortsbeiratssitzung war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Trotz Security im Saal und Polizeistreife vor dem Ortsamt war die Stimmung aggressiv und aufgeladen. Wiederholt musste der Ortsamtsleiter dazu auffordern, die Beifallsbekundungen für die GegnerInnen des Antrags bzw. die Buhrufe für die BefürworterInnen des Antrags zu unterlassen. Eine konstruktive Auseinandersetzung mit Vorschlägen zur Um- oder Neugestaltung des Obelisken kam so leider nicht zustande.
Was wir VertreterInnen von RGR stattdessen erleben mussten, waren zweistündige Beschimpfungssalven von CDU, FDP, AFD und NPD, die uns Opferverhöhnung, Geschichtsrelativismus, politische Korrektheit und dergleichen mehr vorwarfen. Denn wer nicht als DresdnerIn in den Kellern gesessen oder Angehörige bei den Ereignissen am 13-15. Februar 1945 verloren habe, dürfe sich gar nicht zum Thema äußern. Statt eine konstruktive Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur, Opfermythos und Schuldfrage zu ermöglichen, wurde über die Rolle der USA als Aggressor geschimpft, die sie in Deutschland wie später in Korea und Vietnam spielten.
Mit dem Ziel des Antrags, einen Prozess zur Erarbeitung eines Vorschlags durch die AG 13. Februar und unter Einbeziehung der Nickerner BürgerInnen auf den Weg zu bringen, wurde sich inhaltlich leider überhaupt nicht auseinandergesetzt. Diese Art der Argumentation war insgesamt wenig überraschend, schockierend dagegen die wiederholte Einmütigkeit zwischen den selbsternannten „Bürgerlichen“, CDU und FDP, und den Rechtspopulisten von AfD und -Extremisten von NPD.