Ohne ihn wäre unsere Rechts-, Demokratie-, Polit- und Erinnerungskultur sehr wahrscheinlich eine andere – und sehr wahrscheinlich keine gute.
Vor 120 Jahren – am 16. Juli 1903 – wurde Fritz Bauer geboren, der in der Adenauer-Ära als Generalstaatsanwalt in Hessen hartnäckig dafür kämpfte, die Verbrechen des Faschismus und Nationalsozialismus nicht unter den Tisch zu kehren, sondern trotz aller (massiven) Widerstände vor Gericht zu bringen. Für den Sozialdemokraten Bauer war dies die Grundlage für eine menschliche und demokratische Justiz. Nicht von ungefähr nannte ihn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Gedenkakt anlässlich seines 50. Todestages 2018 „eine der Schlüsselfiguren in der jungen Demokratie“. Ohne Fritz Bauer wären die Widerstandskämpfer des 20. Juli weiter lange Zeit „Verräter“ gewesen, die Frankfurter Auschwitz-Prozesse hätten nicht stattgefunden, Adolf Eichmann hätte in Argentinien unbehelligt seinen Lebensabend genossen – und Hannah Arendt hätte ohne den Eichmann-Prozess wohl nicht den Begriff von der „Banalität des Bösen“ prägen können.
Fritz Bauer trat schon mit 17 Jahren der SPD bei, war aktiv im „Reichsbanner“, wurde deswegen in Konzentrationslagern inhaftiert und emigrierte 1936 nach Dänemark, später nach Schweden, wo er mit Willy Brandt die Zeitschrift „Sozialistische Tribüne“ gründete. Nach Kriegsende kehrte er nach Deutschland zurück und wurde 1956 zum hessischen Generalstaatsanwalt berufen, der er bis zu seinem Tode 1968 war. Für ihn gehörte als Juristen und Demokraten „nichts der Vergangenheit an, alles ist noch Gegenwart und kann wieder Zukunft werden“. Im Kontext der Nachkriegszeit meinte Bauer das nicht optimistisch, sondern warnend. Und auch 120 Jahre nach seinem Geburtstag ist seine Warnung immer noch aktuell.
P.S.: Streaming-& Film-Empfehlung „Der Staat gegen Fritz Bauer“, einen Trailer gibt es u.a. hier: (137) DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER – offizieller Trailer HD – YouTube